Meine "Berührung" mit GIRASSOL

São Paulo, die Wirtschaftsmetropole Brasiliens, ist mit seinen rund 20 Millionen Einwohnern eine Stadt mit vielen und starken Kontrasten. Entweder mag man die Stadt oder man mag sie nicht, ein „etwas mögen" oder „mehr oder weniger mögen" scheint es nicht zu geben. Trotz der immensen sozialen Probleme, Klassenunterschiede und Kriminalität mag ich São Paulo. Hierzu hat wesentlich die Herzlichkeit der brasilianischen Bevölkerung beigetragen, der ich bei meinem letzten Besuch in São Paulo im April dieses Jahres erneut begegnet bin.Was mich aber auch immer wieder fesselt und begeistert, ist die Hingabe, mit der viele Menschen versuchen, die enormen sozialen Probleme und die große Not, mit denen vor allen Dingen Kinder und Jugendliche in diesem Land leben müssen, zu lindern. Diese Hilfe ist in dem fünftgrößten Land der Erde und den über Jahrhunderte entstandenen Missständen zwar nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber bewundernswert, einzigartig und vor allen Dingen sinnvoll und notwendig.

Ich habe das große Glück gehabt, vor einigen Jahren zum ersten Mal mit dem Kinderheim „GIRASSOL" in Berührung zu kommen. Seitdem ist für mich bei jeder Reise nach São Paulo ein Besuch bei „GIRASSOL" nicht nur obligatorisch , sondern ein beglückendes Erlebnis. „GIRASSOL" ist mit seinen kleinen, bunt gestrichenen Häusern, sauberen Wegen, wunderschönen Blumen und Grünpflanzen und einem üppigen Gemüsegarten eine „Oase" inmitten von "favelas" und einem ärmlichen Wohngebiet am Stadtrand von São Paulo. Was diese Oase aber am meisten auszeichnet, sind die strahlenden Gesichter von 50 Kindern und Jugendlichen im Alter von wenigen Wochen bis 18 Jahren. Alle Kinder und Jugendliche kommen aus extrem armen Problemfamilien (Alkohol, Drogen, Kriminalität und andere Probleme) und haben, durch die Vermittlung der offiziellen Jugendbehörden, in „GIRASSOL" ein Zuhause gefunden, in dem sie behütet und geordnet aufwachsen können. Besonders die kleineren Kinder freuen sich über Besucher, und es ist immer wieder ein überwältigender Moment für mich, wenn sie mich an die Hand nehmen, um mir ihre Zimmer, Spielecken, Blumen oder den Garten zu zeigen. Aber auch die Angestellten (Pädagogin, Lehr- und Kindergartenkräfte, Köchin und Putzhilfen) strahlen mit der Gewissheit, für etwas Gutes tätig zu sein, Zufriedenheit aus.

Bis hierher liest es sich so, als ob es alles so einfach wäre. Aber hinter dem Erfolg von „GIRASSOL" steht als „Seele" Angelika Pohlmann. Verheiratet und mit einer Familie von 4 verheirateten Kindern und 6 Enkelkindern selbst gut ausgelastet, hat sie in den vergangenen 14 Jahren keine Zeit und Mühen gescheut, um mit Hingabe, eiserner Disziplin und vor allen Dingen ihrer Liebe zu Kindern „GIRASSOL" mit ausschließlich privaten Spenden aufzubauen. Hierbei stehen ihr seit vielen Jahren aufopferungsvoll Roswitha Schirmer sowie freiwillige Helferinnen und Helfer zur Seite.

Vor 3 Jahren hat sie begonnen, wiederum mit ausschließlich privaten Spenden, neben dem Kinderheim eine Ausbildungsstätte zu schaffen, in der heute in verschiedenen Kursen jährlich 180 Jugendliche aus ärmlichsten Verhältnissen kommend den Friseur-, Kosmetikerinnen-, Schneiderinnen- Informatik- und Verwaltungsberuf erlernen können. Großer Beliebtheit erfreut sich in den umliegenden "favelas" auch das Lädchen auf dem Gelände von „GIRASSOL", in dem Kleidung, Schuhwerk und andere Dinge (stammt alles aus Spenden) zu Niedrigstpreisen verkauft werden. Die Verkaufserlöse sind neben den privaten Spenden und Mitgliedsbeiträgen eine weitere Finanzierungsquelle für das Kinderheim „GIRASSOL".

Angelika Pohlmann ist ein Glücksfall für die Menschheit. Ich freue mich jetzt schon darauf, bei meiner nächsten Reise nach São Paulo ihr Kinderheim „GIRASSOL" besuchen zu können. Hier weiß ich und kann mich selbst überzeugen, dass mein sehr bescheidener Beitrag gut und sinnvoll aufgehoben ist. Nun hat bei weitem nicht jeder die Gelegenheit, nach São Paulo zu reisen. Wer also Lust und Interesse hat, mehr über das Kinderheim „GIRASSOL" in Erfahrung zu bringen, kann sich hier in Deutschland an den „Förderverein Girassol e.V." wenden.

von Wilhelm Zeise - 09.09.2006

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