Ein Kreislauf

Stephan Korten und "sein" GIRASSOL 1996-2010

Es ist 1996 und ich bin sehr nervös. Gleich geht es los, für 9 Monate nach Brasilien...

Lange her und es war eine sehr schöne und vor allen Dingen lehrreiche Zeit für mich. 3 Monate durfte ich im Kinderheim helfen. Damals war der Name noch Carinho do Pai (Umarmung des Vater). Es war damals schon toll, was hier erreicht wurde. Ein großes Grundstück mit Häusern für die Schlafräume, Küche, Aufenthaltsräume, Waschraum etc.

Viel mußte noch verbessert werden, doch für die Kinder war es ein Segen. Wie liebevoll sich alle gekümmert haben. Es ist ein sehr gutes Gefühl, wenn man ein bisschen mit helfen kann und die lachenden Gesichter der Kinder sieht. Gerade wenn man weiß, was viele der Kinder schon durchgemacht haben, in Ihrem „kurzen" Leben. Lange Zeit habe ich es dann nicht mehr geschafft das Kinderheim zu besuchen und irgendwann vergißt man auch wieder wie es war und das man noch mehr tun kann...

Jetzt haben wir 2010 und endlich bin ich wieder dazu gekommen in São Paulo das Kinderheim zu besuchen. Mittlerweile ist der Name Lar Social GIRASSOL und es ist viel passiert.

Von Außen konnte man ja noch nicht viel sehen, doch schon nach dem Ausstieg aus dem Auto staunte ich nicht schlecht. Hier haben viele fleißige Kräfte etwas Großes geschaffen und noch mehr... Die Ausbildungsstätte, doch dazu später mehr.

Jetzt möchte ich erst einmal auf meinen Titel dieses Berichts kommen. „Kreislauf" für mich das passende Wort für die Ideen. Hier wird wirklich darüber nach gedacht nicht nur fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen und diese zu nutzen. Auch die Dinge die vielleicht nicht direkt für das Kinderheim oder die Kinder benötigt werden bekommen einen Zweck und auch die Menschen die Hilfe erhalten hatten geben diese Hilfe auch wieder zurück. Es ist sicherlich sehr schwer immer wieder Menschen oder Unternehmen zu motivieren Geld oder Sachwerte zu spenden, doch wie oft kommen die Mittel nicht an oder werden nicht richtig genutzt. Hier haben wir mal ein perfektes Beispiel wie man es machen kann und dadurch doch wieder einen großen Mehrwert erhält:

1. Die Sachspenden. (Kleider, Spielzeug, Schuhe, Deko, Schmuck etc.)

Nicht alles was im Kinderheim ankommt, wird auch direkt genutzt oder benötigt. Manche Sachen sind vielleicht sogar gar nicht für das Kinderheim zu gebrauchen. Die Lösung hierfür ist einfach und toll. Das Kinderheim hat einen kleinen Laden (wie eine kleine Boutique eröffnet). Dort können die Bewohner der umliegenden "favelas" die nicht benötigten Artikel für kleines Geld kaufen. Das kommt den armen Menschen in der "favela" zu Gute aber auch wieder dem Kinderheim. Eine tolle Idee und eine zusätzliche kleine Einnahmequelle. Hier kümmert sich liebevoll Frau Gudrun um alles. Der kleine Laden ist mittlerweile schon bekannt und sobald er offen hat sehr gut besucht.

2. Der kleine Gemüsegarten und der Brotbackautomat

Hier wird die Selbstversorgung genutzt. Jeden Tag wird frisches Brot gebacken und mit dem Gemüse kann man die täglichen Mahlzeiten verfeinern. Das ist nicht nur kostengünstig, sondern auch noch gesund.

3. Das Ausbildungszentrum und Hilfe für die Kinder

Über das Ausbildungszentrum werde ich gleich noch ein bißchen schreiben. Hier paßt es allerdings schon mal sehr gut hin, da auch hier der Kreislauf weiter geht. Es gibt mehrere Ausbildungsmöglichkeiten, die von Jugendlichen genutzt werden können. Die Ausgebildeten oder in Ausbildung befindlichen Jugendlichen können dann wiederum für das Kinderheim eingesetzt werden. Es gibt eine Friseurausbildung: Somit werden die Haare kostenfrei geschnitten und gepflegt. Die Ausbildung zum Elektriker kommt den Kindern natürlich auch zu Gute. So können technische Probleme ohne große Mehrkosten geklärt/gelöst oder repariert werden. Da auch Modedesign und Nähkurse angeboten werden haben wir auch hier einen schönen Mehrwert für die Kinder. Gewisse Sachen werden auch verkauft und somit fließt wiederum etwas Geld an das Kinderheim oder in die Ausbildungsstätte.

4. Die Kinder im Kinderheim

Sehr positiv ist mir auch das Verhalten der Kinder untereinander aufgefallen. Die Größeren (die vielleicht auch schon länger dort leben) kümmern sich um die Kleinen und helfen mit bei kleineren Aufgaben. Somit schließt sich auch hier wieder der Kreislauf. Soziale Kompetenz wird im Kinderheim, aber auch in der Ausbildungsstätte groß geschrieben.

5. Alle Hilfskräfte und Spender

Natürlich darf man gerade die Arbeitskräfte im Kinderheim selbst nicht vergessen. Ob es die Küchenhilfen, die Erziehungskräfte, die Putzkräfte etc. sind, ist eigentlich egal. Ich habe bei meinem Besuch soviel Herzlichkeit bekommen, dass es mir schon fast unangenehm war. Und auch hier macht keiner „nur" seine Arbeit. Hinzu kommen dann sicher noch die vielen Spender die nicht direkt vor Ort sind, aber die wichtigste Hilfe zukommen lassen; damit der Kreislauf immer weiter laufen kann.

So schließen sich die Kreise und ein Rad greift in das Andere. Viele gute Ideen, die umgesetzt worden sind und weiter umgesetzt werden!!! Die Ausbildungsstätte hat mich natürlich richtig begeistert. Da kommt man nach Jahren wieder ins Kinderheim und auf einmal steht ein ganzes Schulgebäude mit Sportplatz etc. neben an. Toll!! Ich wurde von einer Ehrenamtlichen durch die Anlage geführt. Man konnte den Stolz direkt spüren, denn hier wurde etwas erreicht, was ich sonst noch nicht gesehen habe. Und alles durch Spenden und/oder ehrenamtliche Arbeit. Natürlich wurde mir alles gezeigt und erklärt. Es war herrlich zu sehen, was hier errichtet wurde. Selbst die Schüler die ich in den Klassen besuchen durfte waren alle zufrieden und wißbegierig. Es scheint jedem klar zu sein, was er/sie für eine Chance bekommt die anderen in Brasilien verwehrt bleibt. Mir wurde zum Beispiel ein tolles Projekt der angehenden Elektriker gezeigt und erklärt. Alle waren sehr stolz auf das was sie erreicht hatten. Die Feste die veranstaltet werden, finden grundsätzlich mit den Kindern des Kinderheims statt.

So besteht ein Bezug und es wird auch hier viel Freude gegeben. Nicht zu vergessen das neue Programm mit dem Krankenhaus ...Hierbei haben einige Jugendliche die Möglichkeit eine sehr fundierte Ausbildung in einem sehr guten Krankenhaus zu absolvieren.

Eigentlich wollte ich nur mal wieder „Hallo" sagen und mir mein „altes" Kinderheim wieder anschauen. Ein bißchen in Erinnerungen schwelgen...

Doch als ich mit soviel Enthusiasmus empfangen wurde, war mit sehr schnell klar: Hier solltest Du doch etwas mehr daraus machen. Zum Beispiel einen kleinen Bericht über die Arbeit im und ums Kinderheim.

Vielleicht ermutigt dieser Bericht andere wiederum etwas zu spenden oder mal vorbei zuschauen – Im Kinderheim Lar Social GIRASSOL – ein Kreislauf des Lebens oder des Gebens!!                  

Zurück

Navigation Schließen Suche E-Mail Telefon Kontakt Pfeil nach unten Pfeil nach oben Pfeil nach links Pfeil nach rechts Standort Download Externer Link Startseite